Worte (auf-)scheuchen – Grenzen überwinden.
SIMON GERHOL
Krieg – Eine Beobachtung
Dumpfes Licht sickert durch die S-Bahnscheiben. Orangen-farbige, chinesische Schriftzeichen überziehen den senkrechten Aufdruck, der fett auf dem grauen Buchdeckel prangt: WAR
Die Frau steht durchfroren und eingewickelt in Mantel und Schal am Bahnsteig: ungefähr.Siebzig, kurze graue Haare, das ebenfalls graue Buch vor sich. Ein zusammengekniffener Blick durch die pseudo-moderne Brille. Zwei Schritte rechts ein Mann Mitte Dreißig, hager, groß, Glatze: Ins selbe Buch vertieft.
Was für eine Veranstaltung, welche Lesung mag es gewesen sein, die beide besuchten ? Die zwei wechseln kein Wort, nehmen einander scheinbar nicht wahr. Das Buch muss gut sein, sehr gut. Oder neu ? Ein Krieg der Kommunikation, stille Anonymität statt Worte, Mangel als Keim des Konflikts.
Der Zug rollt an, der Tunnel verschluckt die Szenerie.